BEITRAGSSERIE MIT DER HOCHSCHULE NEU-ULM

Digitalisierung im Praxisalltag: Online-Terminvergabe und E-Rezept


Autor: Professor Dr. Patrick Da-Cruz
Praxisbeauftragter Betriebswirtschaft im Gesundheitswesen
Studiengangleiter MBA Betriebswirtschaft für Ärztinnen und Ärzte
Mitglied im Institut für Vernetzte Gesundheit
Studiengangleitung Führung und Management im Gesundheitswesen
In Kooperation mit der Hochschule Neu-Ulm

Lesedauer: 2,5 min
  

Das Wichtigste in Kürze

Online-Terminvergabe

  • Möglichkeit zur Entlastung des Praxispersonals und Verbesserung der Patientenservicequalität
  • Weitere Vorteile: Höhere Termintreue, höhere Patientenloyalität sowie Potenziale bei der Akquisition neuer, jüngerer Patientengruppen
  • Einbindung in die Praxis über spezialisierte Arzt-Terminportale, wie beispielsweise Doctolib, Arztbewertungsportale oder Anbieter einer Software zur Terminvereinbarung

E-Rezept

  • Voraussetzungen für technische Umsetzung geschaffen mit verschiedenen Optionen der Rezepteinlösung, z.B. App, Ausdruck oder eGK
  • Ab 1.1.2024 als verbindlicher Standard angedacht
  • Beispiel Rhön-Klinikum AG: Rezeptverwaltung als volldigitaler Prozess
      

Digitalisierung und künstliche Intelligenz durchdringen sämtliche Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft, wobei besondere Potenziale im Bereich Bildung sowie im Gesundheitswesen vermutet werden. Derartige Potenziale existieren innerhalb einer Arztpraxis, aber auch an den Schnittstellen zu externen Partnern sowie Patientinnen und Patienten.

Dabei hat unter anderem die COVID-19-Pandemie die Digitalisierung im Gesundheitswesen – und hier v. a auch in der ambulanten Versorgung – deutlich vorangetrieben. Die politisch forcierte Digitalisierung des Gesundheitswesens und damit auch der Arztpraxen trifft auf Patientinnen und Patienten, die offen für digitale Lösungen sind – sei es im Bereich der Online-Terminbuchung, beim E-Rezept, der digitalen Kommunikation mit der Arztpraxis, Videokonsultationen, Gesundheits-Apps oder telemedizinischen Monitoring-Leistungen. Patientinnen und Patienten machen die Wahl ihrer Arztpraxis sogar zunehmend auch davon abhängig, ob derartige Angebote unterbreitet werden (vgl. Schöne 2021, S. 50). Nachfolgend werden einige zentrale Ansatzpunkte der Digitalisierung von Arztpraxen im Rahmen der Patientenkommunikation beleuchtet, insbesondere die Onlinevergabe von Terminen sowie das E-Rezept.


Onlinevergabe von Terminen


In der jüngsten Vergangenheit bieten immer mehr Praxen eine Onlinevergabe von Terminen an. Dieses Angebot kann zur Entlastung des Praxispersonals beitragen und gleichzeitig die Patientenservicequalität verbessern (vgl. Kusch 2019, S. 319). Als weitere Vorteile werden die höhere Termintreue, die höhere Patientenloyalität sowie die Potenziale bei der Akquisition neuer, jüngerer Patientengruppen aufgeführt (vgl. Apotheker- und Ärztebank o.J., S. 13).

Die Online-Terminbuchung lässt sich auf unterschiedliche Art und Weise in der Arztpraxis einbinden. Dies kann über spezialisierte Arzt-Terminportale, wie beispielsweise Doctolib, über Arztbewertungsportale oder über Anbieter einer Software zur Terminvereinbarung erfolgen. Die Entscheidung für die jeweilige Einbindung hängt unter anderem davon ab, welche Praxissoftware genutzt wird. Diverse Anbieter können die Option der Online-Terminbuchung über ihre Software abbilden bzw. es besteht die Möglichkeit, die Option günstig dazu zu buchen (vgl. Apotheker- und Ärztebank o.J., S. 11). Terminerinnerungen auf Basis von SMS oder E-Mails tragen dazu bei, dass möglichst viele Patientinnen und Patienten ihre ursprünglich vereinbarten Termine einhalten und bieten darüber hinaus die Möglichkeit, Vorsorgetermine zu steuern (vgl. Apotheker- und Ärztebank o. J., S. 11).


E-Rezept


Das E-Rezept bietet Praxen die Option, den Patientinnen und Patienten die Verordnung direkt auf digitalem Wege zu übermitteln. Der Rezeptcode wird auf das Smartphone der Versicherten übermittelt bzw. als Ausdruck zur Verfügung gestellt und bietet die Basis für die Einlösung in der Apotheke. Das Papierrezept soll mit dem E-Rezept abgelöst werden (vgl. Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung 2022, S. 3).

Die Ausstellung und Signierung des E-Rezeptes erfolgt im Praxisverwaltungssystem. Für Versicherte besteht die Möglichkeit, die E-Rezept-App der gematik zu verwenden. Mittels der App kann das E-Rezept empfangen, verwaltet und eingelöst werden, wobei die Nutzung der App nach wie vor freiwillig ist (vgl. Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung 2022, S. 5).

Zwischenzeitlich wurden auch die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass ein Abruf des E-Rezeptes in der Apotheke über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) erfolgen kann. Die technische Umsetzung erfolgt in den kommenden Monaten und soll ab dem Sommer 2023 nutzbar sein. Für Patientinnen und Patienten bieten sich damit zukünftig drei Möglichkeiten, ihr Rezept zu erhalten bzw. einzulösen (vgl. Gematik 2023a, o. S.):

  1. Verwendung der gematik E-Rezept App
  2. Nutzung eines Ausdrucks in der Arztpraxis
  3. Verwendung der eGK in der Apotheke

Beispiel Rhön-Klinikum AG: Rezepte vollständig digital verwalten

Die Rhön-Klinikum AG befasst sich derzeit am Campus Bad Neustadt mit der Integration des E-Rezepts in den Praxisalltag. Patientinnen und Patienten, die vom Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) behandelt werden, können mittels Onlinebuchungstool auch Slots auswählen, in denen sie ihr Rezept abholen möchten. Dafür müssen Sie angeben, welche Arzneimittel benötigt werden und welche Rezeptform sie präferieren. Sie können das Rezept dann im MVZ abholen oder es wird direkt in ihre E-Rezept-App übermittelt (vgl. Rhön-Klinikum AG 2023, o. S.).


Bis 2024 verbindlicher Standard in Praxen

Nachdem die bisherige Einführung eher stockend verlaufen ist, ist es angedacht, dass das E-Rezept ab dem 1.1. 2024 den verbindlichen Standard darstellt (vgl. o. V. 2023b, o. S.). Ab dem Sommer 2023 sollen Privatversicherte sowie Push-Mitteilungen integriert werden. Im Verlauf des Jahres sollen dann noch Bestellungen für Familienmitglieder/Freunde und digitale Apothekenanfragen bzgl. der Verfügbarkeit von Arzneimitteln ermöglicht werden (vgl. Gematik 2023b).



Beitragsserie

In unserer Serie beleuchten Experten der Hochschule Neu-Ulm verschiedene praxisrelevante Themen aus den Bereichen Arztrecht, Betriebswirtschaft und Digitalisierung für Sie.

Haben Sie Interesse? Hier finden Sie alle Fachbeiträge der HNU im Überblick.

Ausblick: Im nächsten Beitrag beleuchten wir digitale Kommunikationsinstrumente in der Praxis. Dabei geht es sowohl um den Austausch innerhalb des Praxisteams als auch um die Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen.  



Die HNU ist die führende International Business School für die Region Neu-Ulm/Ulm und umfasst die Fakultäten Gesundheitsmanagement, Informationsmanagement und Wirtschaftswissenschaften sowie das Zentrum für Weiterbildung. Hier können beispielsweise Ärztinnen und Ärzte Masterstudiengänge absolvieren. 
    



Literatur:

Deutsche Apotheker- und Ärztebank (o.J.) (Hrsg.), Digitalisierung in der Praxis. Tipps und Tricks für Ihren Arbeitsalltag, Düsseldorf, verfügbar unter: www.apobank.de/dam/jcr:a536355a-8622-4624-84a3-35a657fb25ea/digitale-praxis-ratgeber-teil-1.pdf, abgerufen am 1.5.2023

Gematik (2023a), Aktuelles - Das E-Rezept via eGK kommt, 16.02.2023, verfügbar unter: www.gematik.de/newsroom/news-detail/aktuelles-das-e-rezept-via-egk-kommt, abgerufen am 30.5.2023

Gematik (2023b), Die App zum E-Rezept, verfügbar unter: www.das-e-rezept-fuer-deutschland.de/app, abgerufen am 30.5.2023

Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (2022), Das elektronische Rezept (E-Rezept). Leitfaden für die Anwendung „E-Rezept“ in der Zahnarztpraxis, 2. Auflage, 6/22, verfügbar unter: www.kzbv.de/kzbv2021-leitfaden-e-rezept.download.2165a61ecb0d35623ea11142c71d25b2.pdf, abgerufen am 2.5.2023

Kusch, C. et al. (2019), Übersicht über Online-Arztterminportale für die ambulante Krankenversorgung, in: Matusiewicz, D./Stratmann, F. Wimmer, J. (Hrsg.), Marketing im Gesundheitswesen. Einführung, Bestandsaufnahme, Zukunftsperspektiven, Springer Gabler, Wiesbaden, S. 319-332

Rhön-Klinikum AG (2023), E-Rezept meets Onlineterminmanagement, Pressemitteilung, 4.5.2023, verfügbar unter: www.presseportal.de/pm/109212/5501415

Schöne, M (2021), Digitalisierung in der Praxis. Voraussetzungen, Probleme, Ziele, in: URO-NEWS 2021, 25 (11), S. 48-51
  


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